Hinter Pain in the Ass verbergen sich bekanntermaßen keine Geringeren als die Such a Surge Jungs. Anläßlich der Veröffentlichung Ihrer Platte "Spain" dachte ich an ein Interview mit der Band und war gespannt, ob ein solches überhaupt gelingen würde, da beide Bands ja auf einem Majorlabel sind und die Zusammenarbeit mit kleineren Zines da meist etwas "dürftig" ist. Aber letztendlich hat es erstaunlicherweise geklappt (danke an Stefan Nietzky). Aber genug gelabert, Olli hat das Wort.
Hey Olli, wie geht’s denn so im Moment? Irgendwelche einleitenden Worte?
Gute Fragen beantwortet man gern, also mal sehen was da kommt. Ich bin einer der beiden Schreihälse von P.I.T.A. oder auch von SUCH A SURGE und es geht mir eigentlich ganz gut im Moment, wenn man absieht von diesen Sachen, die jeder so kennt. Zu wenig Schlaf, zuviel Zigaretten, zuwenig gesunde Gesichtsfarbe, zuviel Bier, zuwenig Zeit, zuviel Langeweile, zuwenig Auslauf, zuviel Stress, zuwenig Plan, zuviel unwichtiges Zeug erzählen. Sonst geht es mir aber gut... danke der Nachfrage.
Die ersten PITA Songs waren ja soweit ich mich erinnere eine B-Seite zu einer Such a Surge Maxi, oder? Wann hattet Ihr denn die Idee, ein ganzes Album mit PITA zu machen? Hattet Ihr vielleicht Songs geschrieben, die nicht zu Such a Surge gepasst hätten?
P.I.T.A. ist damals spontan nach einigen Sessionaufnahmen entstanden. Wir haben damals in einem kleinen Studio in Braunschweig einfach mal einige Songs aufgenommen und die ganze Geschichte dann Pain In The Ass genannt. Wir selbst sehen es nicht so, dass wir hier andere Musik machen, denn viele von den Songs könnten auch auf einer Surge-Scheibe sein. Die Songs sind teilweise härter als einige Surge-Sachen weil wir eben zu dieser Zeit darauf Lust hatten. Eigentlich steckt nur Spaß am Rocken dahinter, ob es jetzt den einen oder anderen Namen trägt, für uns bleibt es das gleiche. Der Zeitpunkt war einfach der richtige, um „Spain“ aufzunehmen. Uns war letztes Jahr nach all den Konzerten klar, dass wir noch keine neue Surge-Platte machen wollten. P.I.T.A. war für uns auch eine Art Test herauszufinden, ob wir auch spontan ohne viel Vorbereitung eine Platte machen können. Wir hielten es für wichtig, uns solch einer Prüfung zu unterziehen, denn nach 10 Jahren Bandgeschichte wollten wir uns einfach mal fragen, ob so was mit uns geht. Und ob wir noch den gleichen Spirit haben, der uns dazu bewegt hat Musik zu machen.
Habt Ihr jemals darüber nachgedacht, einige Such a Surge Songs für PITA zu verwenden, diese also beispielsweise neu aufzunehmen mit englischen Vocals? Könntet Ihr Euch das in Zukunft vorstellen, natürlich genauso gut anders herum, also PITA Songs für Such a Surge zu verwenden?
Nein, daran haben wir noch nicht gedacht. Wir hatten schon Songs, die wir in beiden Sprachen aufgenommen haben, aber es zeigte sich, dass sich am Ende einer von beiden durchsetzt. Unsere Platten werden bisher nicht in englischsprachigen Ländern veröffentlicht und wir denken, dass generell auch jemand etwas mit der Musik anfangen kann, auch wenn er die Sprache nicht versteht. Wir haben bei Konzerten in England gesehen, dass es nicht so wichtig ist wirklich jedes Wort zu verstehen. Die Leute haben einfach gespürt, dass da was am Start ist, was sie mit uns teilen wollen. Ich habe damals auch nicht jedes Wort verstanden von dem was Rage Against The Machine gesagt haben, aber ich spürte trotzdem die Energie, die dahinter steckte. Vielleicht stellen wir mal eine Platte aus englischen Songs zusammen, denn wir haben ja immer einige dabei gehabt.
Würdest Du sagen, dass der Songwritingprozess und die Aufnahmen der PITA-Platte sich von den Such a Surge Sachen unterschieden hat?
Die Produktion von „Spain“ war schon anders als z.B. bei „Der Surge Effekt“. Wir haben die Platte in 10 Tagen geschrieben und in 3 Wochen eingespielt und brauchten bisher bei Surge -Platten wesentlich länger dazu. Es war uns wichtig, bei P.I.T.A. wirklich spontan zu arbeiten und auch Fehler zuzulassen. Man sollte hören, dass dort Menschen Musik machen und nicht Maschinen. Wir denken, dass „Spain“ durch diese Arbeitsweise auch einen bestimmten Charme hat, eben einfach nicht nach behandelt, sondern authentisch und vor allem ursprünglich. Wir werden sicher auch einiges von diesen Erfahrungen mitnehmen wenn es wieder darum geht, eine neue Surge-Platte zu machen.
Hatte eine bestimmte Band oder ein bestimmter Sound besonderen Einfluss auf uch, während Ihr Songs für PITA geschrieben habt?
Die Einflüsse sind schon immer bei jedem von uns sehr unterschiedlich gewesen. Das Spektrum ist mittlerweile so groß, dass es schwer zu erfassen ist. Von Sonic Youth über Radiohead zurück zu Refused, zu Public Enemy bis hin zu Two Dollar Guitars, Minor Threat und Mos Def. Du siehst, es ist nicht leicht zu beschreiben, welche Musik uns wirklich beeinflusst hat im Laufe der Jahre. Dies alles sind zumindest Bands die man in unseren CD Regalen finden kann. Bands, die behaupten, sie hätten keine Einflüsse und sie hätten etwas völlig Neues kreiert, sind größenwahnsinnig (Naja, zumindest gibt es wirklich wenige Bands, die es schaffen, etwas wirklich Neues oder Eigenständiges zu schaffen – Stefan). Für uns als Band war schon immer wichtig, dass jeder von uns bereit war, Kompromisse einzugehen und trotzdem auch seine musikalischen Vorlieben ausleben konnte. Das ist es, was wir unter Crossover verstehen.
Ist das PITA Album eine einmalige Angelegenheit oder habt Ihr Pläne, eine zweite Platte mit PITA zu machen?
Wir denken jetzt erst mal nur an die kommende Surge Platte und die Zeit danach ist jetzt noch weit weg für uns. Es kann schon sein, dass es noch mehr P.I.T.A. Platten geben wird, aber erst wenn die Zeit dazu für uns passend ist. Wir haben auf alle Fälle Lust so viel Musik wie möglich zu machen... egal welcher Name darüber stehen wird.
Habt Ihr von den Recording Sessions zu der PITA Platte noch Songs übrig? Könntest Du Dir vorstellen, diese dann für Such a Surge zu verwenden?
Wie schon gesagt... auch auf der kommenden Surge Platte werden sicher Songs sein, die auch auf einer P.I.T.A. Scheibe ihre Daseinsberechtigung hätten. Es ist die gleiche Band mit den gleichen 5 Freaks, die die Musik machen. Wir hätten das ganze P.I.T.A. Zeug auch unter „The Surge Sessions“ rausbringen können. Man könnte also sagen ... die kommenden P.I.T.A. Songs sind auf der nächsten Surge Platte, die wahrscheinlich Mitte 2002 kommen wird.
Habt Ihr Euch jemals überlegt, mit PITA eine Coverversion aufzunehmen und spielt Ihr irgendwelche Covers live?
Ja wir spielen mit dem Gedanken, einen Song von Alice In Chains zu covern, aber es steht noch nicht fest, ob wir ihn auf der kommenden Tour spielen werden.
Im Info, das ich zu „Spain“ bekommen habe, war zu lesen, dass es Euch erstmals gelungen wäre, Eure Livequalitäten auf Platte zu bannen. Würdest Du dem zustimmen? In meinen Augen würde das bedeuten, dass Ihr dieses Ziel mit Euren früheren Alben nicht erreicht hättet...
Die Platte klingt einfach RAW und so ähnlich klingt es eben auch live. Die Surge Platten waren bisher immer sehr durchproduziert und ich denke, es ist uns nie gelungen, die Songs so zu performen wie sie auf Platte zu hören sind. Das wollten wir auch nie, denn sonst könnten die Leute ja zuhause bleiben. Im übrigen sind doch diese Presse Infos jedes mal mit gleichem Inhalt. „Die Platte ist super, mit der Energie die sie auch live haben“ u.s.w. (Du hast recht, die Infos klingen echt alle gleich. Was ist los, Labels, gebt Euch mal etwas mehr Mühe, hehe... – Stefan)
Auf dem Cover der PITA Platte sind die Worte „Punk Hardcore Jazz“ zu lesen. Würdet Ihr so den Sound von PITA beschreiben? Um ehrlich zu sein kann ich keine Jazz-Einflüsse heraushören...
Nein, das sollte eigentlich keine Definition unserer selbst sein. Das Artwork hat ein Freund von uns gemacht und wir ließen ihm völlig freie Hand. Er sagte noch „Mensch, das mit dem Hardcore Jazz u.s.w. können wir ja mit etwas anderem ersetzen“ und wir erwiderten „Lass doch so... sieht doch gut aus“. Wir sind da ähnlich locker wie mit der Musik umgegangen. Im übrigen beschäftigt sich Dennis (Gitarre) schon sehr mit Jazz und hat sogar eine Platte unter dem Namen „Valentinswerder“ aufgenommen. Infos und Downloads gibt’s auf www.verandaprojekte.de
Ist PITA für Euch nur ein Side-Project oder siehst Du PITA als gleichberechtigte Band neben Such a Surge?
Wir machen alle nichts anderes außer Musik und arbeiten an einigen Projekten, aber ich denke dass für jeden Surge die Nr.1 bleiben wird. Die anderen Sachen, die wir machen, sind und bleiben nur Ableger davon.
Denkst Du, dass Ihr mit PITA einen anderen Hörerkreis erreichen könnt? Ich denke, dass die Leute in der Hardcore-Szene die Platte nicht kaufen werden. Würdest Du mir da zustimmen?
Das ist uns so ziemlich scheißegal wer unsere Platten kauft. Wir haben uns nie zu einer bestimmten Szene gezählt. Die Platte kaufen sich sicher Leute, die Lust auf laute Musik haben. Ich denke, dass es nicht ein komplett anderes Publikum sein wird, sondern einfach nur der harte Kern der Surge Fans.
Mit welcher Band werdet Ihr auf Tour gehen und kann man auf dieser Tour von Euch auch Such a Surge Songs erwarten?
Supporten wird uns eine Band aus Deutschland namens Herzer. Ja wir werden natürlich auch einige Surge Songs spielen, allerdings nur solche, die unserer Meinung nach in den Pain In The Ass Rahmen passen. Songs wie „Jetzt ist Gut“, „Gib mir Mehr“ oder „Ich sehe Dich“ wird es nicht auf dieser Tour zu hören geben.
Wie lange denkst Du werdet Ihr oder wirst Du noch Musik machen?
I don’t fuckin’ know yet...
Ist es für Euch nicht “schwierig”, ein Interview wie dieses mit einem kleinen Zine zu machen? Ich könnte mir vorstellen, dass Ihr wesentlich mehr Leute erreicht, wenn Ihr den großen Mags Interviews gebt. Denkst Du, dass Euch ein Interview wie diese hier überhaupt etwas bringt?
Wir haben schon immer sehr viel mit kleineren Magazinen gemacht. Ob es uns hilft mehr Leute zu erreichen kann man nie wissen, denn das hängt ja von der Qualität des Magazins ab (Na dann dürftet Ihr nach diesem Interview ja einen Haufen neuer Fans dazugewinnen, haha – Stefan). Mir fällt nur auf, dass sich die Leute kleinerer Magazine oft mehr Gedanken zu einer Band machen und bessere Fragen stellen (Da gebe ich Dir vollkommen recht. Ich hasse es, wenn in einem Mag großspurig ein Interview mit einer Band angekündigt wird, welches dann aus mageren zwei bis drei Fragen besteht und der Rest irgendwelche uninteressanten Informationen sind. Wer braucht denn so einen Scheiß? – Stefan), denn sie können sich selbst aussuchen, worüber sie schreiben. Es spielt weniger Businesspolitik eine Rolle als bei den großen Mags.
Eine abschließende Frage: Ich liebe Bad Religion (und kann es kaum erwarten, dass die neue Platte kommt, auf der endlich wieder Mr. Brett mit dabei ist). Greg Graffin, der Sänger von Bad Religion, hat in der Vergangenheit einen Remix für Such a Surge gemacht. Wie kam es denn dazu und wie gefällt Dir dieser Remix?
Wir haben unser erstes Album „Under pressure“ in Ithaca, New York aufgenommen und der Produzent ist ein Freund von Greg G. Er hatte auch eine Bad Religion Platte gemacht und so kam es zu dem Kontakt. Mit dem Remix selbst waren wir nicht so zufrieden, denn man erwartet ja schon, dass der Song nicht nur neu gemischt wird sondern dann auch wirklich etwas anders klingt als das Original.
Ok, ich denke, wir sind am Ende dieses Interviews. Willst Du noch irgend etwas loswerden?
Nein danke, ich denke ich hab alles gesagt. Dank an Euch... Olli (such a surge / pita )
(Stefan Münch)