thomas van norden
Vor
geraumer Zeit bekam ich eine CD zugeschickt, die mir schon allein deshalb
auffiel, da jedes Cover individuell gestaltet war. Die CD trug den Titel „Straßenlaternen
austreten“ und stammte von Thomas van Norden. Und auch musikalisch hob sich
die CD von dem Gros der Singer/Songwriter Sachen ab, die ich vorher gehört
hatte, zum einen durch die wirklich interessanten Texte, zum anderen durch die
Musik selbst, da Thomas sich nicht nur auf seine Stimme und Akustikgitarre
beschränkte, sondern auch coole Samples einsetzte. Nachdem ich ihn dann letzten
Herbst in Karlsruhe im Vorprogramm der großartigen Amanda Rogers gesehen und
mir seine neue CD „Scheiß auf Sex, ich will Früchte“ gekauft hatte
beschloss ich, ein Interview mit Thomas zu machen, da mir seine Liveperformance
sehr gut gefallen hatte. Und seine Antworten zeigen, dass wir es hier mit einem
wirklich sympathischen jungen Herrn zu tun haben, der es verdient, größere
Aufmerksamkeit zu bekommen.
Hallo
Thomas, herzlich willkommen zum Interview! Gibt es etwas, was Du gleich am
Anfang loswerden möchtest?
Okay, na dann kläre ich sofort mal diese eine wichtige Angelegenheit: Es ist nicht wahr, dass man sich unmöglich selbst am Ellenbogen lecken kann. Ich habe im Fernsehen mal jemanden gesehen, der konnte das sehr wohl!
Stell
Dich doch am besten mal kurz vor. Klar, das ist natürlich die klassische
Standard-Einleitungs-Frage, aber ich denke, dass es ganz interessant ist, mal
ein bisschen was über Dich zu erfahren. Und schließlich hast Du es in der
Hand, dass es nicht die typische langweilige Frage bleibt, hehe...
Ja,
das hättest du jetzt wohl gerne. Kannst du grad vergessen! Auf langweilige
Standard-Einleitungs-Fragen gibt es nur die langweilige Standard-Einleitungs-Floskel:
Hallo, ich heiße Thomas,
schreibe Lieder - meistens auf einer Akustikgitarre - und nehme sie (manchmal
unter Zuhilfenahme von vielen anderen Instrumenten und Musikprogrammen) selbst
in meinem Zimmer auf.
Wenn
ich das richtig sehe, dann ist "Scheiß auf Sex, ich will Früchte"
Deine zweite Platte nach "Straßenlaternen austreten", oder? Wann kam
die Platte raus und was ist zwischen "Straßenlaternen austreten" und
der neuen Platte passiert?
Richtig, also „Straßenlaternen austreten“ kam im November 2004 raus. Anfang 2005 habe ich zum ersten mal live gespielt und mit „Scheiß auf Sex, ich will Früchte!“ im Gepäck war ich dann auf meiner ersten Tour und habe darüber hinaus noch vereinzelt Wochenendshows gespielt. Ansonsten schreibe ich ständig Lieder und nehme sie ab und zu auf, wann immer ich es schaffe meine Faulheit zu überwinden.
Die
erste Scheibe hast Du ja noch selbst rausgebracht während die neue bei
Meudiademorte rauskommt. Wie kam es dazu?
Pascal von Mddm und ich waren beide betrunken in einer Kneipe in Saarbrücken. Dann macht man ja manchmal Sachen, die man später bereut, hehe. Nein, also wir kennen uns schon länger und hatten mal darüber geredet eine 7“ zu machen, das klappte dann aber doch nicht, weil wegen anderen geplanten Releases zu wenig Geld da war und an besagtem Abend im „Hellmut“ sind wir dann irgendwie auf die Idee gekommen eine CD zu machen, weil das im Endeffekt billiger ist. An Einzelheiten kann ich mich allerdings nicht mehr erinnern, nur noch, dass es da so ein Angebot gab, ein Bier und ein Schnaps für 1,50€ oder so.
Erzähl
doch mal was über Meudiademorte. Wer steckt dahinter und wie sieht die
Zusammenarbeit zwischen Euch aus? Das läuft doch bestimmt so richtig klassisch
mit großem Vorschuss für das Studio und Budget für die Tour, oder?
Klar, und ein festes Monatsgehalt krieg ich auch (Dachte ich's mir doch - Stefan). Aber erst mal zu der Frage wer dahinter steckt: wie gesagt, Pascal ist da der der die Bands aussucht und auch so den meisten Krempel regelt. Dann ist da noch Thorsten, der die Website von Meudiademorte und übrigens auch meine betreibt und außerdem gibt es noch Andreas, der einmal im Monat was in einem Internetforum postet und somit für Promotion zuständig ist, hehe. Was die Zusammenarbeit angeht, machen die halt so Sachen, die ein Label macht: meine CD pressen lassen, Cover entwerfen, CDs vertreiben...Werbung und Cover zusammen basteln machen wir halt gemeinsam. Vorschuss fürs Studio fällt weg, weil ich meine Lieder selbst aufnehme und Budget für Tour, na ja, wir hatten davor ein Konzert in Saarlouis gemacht, wo ein bisschen was abgesprungen ist.
Apropos
Tour: Ich habe Dich ja vor kurzem in Karlsruhe im Vorprogramm der großartigen
Amanda Rogers gesehen. Wie kam es denn dazu? Du bist ja nicht die ganze Tour bzw.
die deutschen Dates mitgefahren, oder? Zumindest in Frankfurt (da hab ich Amanda
Rogers zuvor gesehen) hat sie allein gespielt. Wie hat Dir denn diese spezielle
Show gefallen? Du hattest ja anfangs ein paar kleinere Probleme mit dem CD
Player, die Du aber dank eines Kissens äußerst professionell gelöst hast,
haha.
Ja, das war Absicht, eine geplante Showeinlage. Dachte das kommt sympathisch, wenn nicht alles so perfekt läuft...Ich hab nur das eine Konzert mit ihr gespielt, meine Tour war eine Woche vorher schon zu Ende. Das Konzert kam zustande, weil ich Chris, der die Show gemacht hat, schon etwas länger kenne und er meine CD mag. Ich fand es war ein sehr gemütlicher Abend und die Show hat definitiv Spaß gemacht. Nur die Metamorphose des Clubs, der sich unmittelbar nach dem Konzert in eine House-Disco verwandelt hat, fand ich etwas befremdlich.
Du
hast mir ja erzählt, dass Du "zwischen den Jahren" (auch so ein
herrlicher Begriff, über den sich Harald Schmidt schon mal köstlich
ausgelassen hat) auf Wohnzimmertour gehst. Das finde ich ja auch eine total
coole Idee. Wie kam es denn dazu? Bist Du von den einzelnen Leuten, bei denen
die Konzerte stattfinden, angesprochen worden, diese Shows zu spielen oder wie
lief das ab?
Also mir kam die Idee, weil mir eine Woche vor meiner Tour im Oktober ein Gig abgesagt wurde, und ich auf die Schnelle was anderes finden musste. Da hab ich einfach auf dem Board einer bekannten Internet-Community einen Post gemacht, dass ich gerne irgendwo in einem Wohnzimmer spielen würde. Daraufhin haben sich tatsächlich ein paar Leute gemeldet und ich habe dann in einer WG-Küche in Bochum gespielt und fand das Konzert ziemlich gut. Deshalb hatte ich beschlossen, so was in Zukunft öfter zu machen. Zufällig habe ich dann Wind davon bekommen, dass ein befreundeter Songwriter, Rieke Deekelsen, die gleiche Idee hatte und daraufhin habe ich ihn angehauen und wir haben beschlossen das zusammen zu machen. Ich habe dann bei ein paar Leuten angefragt, die mir das für den anderen Termin angeboten hatten und wir haben auch Bekannte gefragt, die in anderen Städten wohnen, aber inzwischen hat sich das rumgesprochen und wir kriegen auch Angebote von Fremden, was auch sehr interessant und reizvoll ist. Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf die Tour.
Wie
finanzierst Du denn diese Shows? Eine große Gage wird's ja wohl nicht geben,
aber kriegst Du wenigstens die Kohle für den Sprit raus?
Also wir fahren halt mit einem PKW und werden etwas Eintritt für die Shows verlangen um die Spritkosten zu decken. Da wir die Route ganz gut geplant haben, denke ich, dass das auf jeden Fall hinhauen wird. Geld bedeutet uns ja nichts, wir sind ja noch real und so, haha. (Yo - Stefan)
Was machst Du sonst so neben Deiner Musik? Studierst Du, arbeitest Du? Würdest Du am liebsten nur noch Musik machen oder siehst Du da evtl. die Gefahr, dass das dazu führen könnte, dass Du anders an Musik herangehst? Ich meine wenn man den Entschluss fasst, von Musik leben zu wollen/müssen, dann könnte das ja vielleicht eine Auswirkung haben auf die Art und Weise des Songwritings, oder würdest Du das nicht so sehen?
Ich
studiere Psychologie und könnte gerade jetzt an meiner Diplomarbeit sitzen,
aber ich hatte die letzten Jahre noch andere Sachen zu erledigen, deshalb wird
es noch ein paar Semester dauern. Klar ist das so ein Traum, irgendwann mal sein
Geld mit der Musik zu verdienen. Jeder sollte Träume haben, daran ist ja nichts
falsches. Falsch ist nur zu erwarten, dass alle Träume wahr werden müssten.
Ich bin mir sicher, dass es sich auf die Einstellung zur Musik und letztendlich
auch auf die Musik auswirkt, wenn man Musikmachen als richtigen Beruf betreibt.
Menschen gewöhnen sich so schnell an alles und vieles was einmal neu und
aufregend war, wird irgendwann alltäglich und trist. Vielleicht ist es besser,
sich gewisse Illusionen zu bewahren. Manche Träume müssen Träume bleiben.
Dieses
eine Sample am Schluss von "Einer dieser Tage" macht mich fast verrückt,
da ich mir sicher bin, dass ich den Film gesehen habe, aus dem das stammt, aber
ich kann mich nicht mehr daran erinnern, welcher das war, "Crazy"
vielleicht (hoffentlich hab ich mich jetzt nicht völlig disqualifiziert...)?
Jetzt aber zu der eigentlichen Frage: Deinen Texten entnehme ich, dass Dir Musik
sehr viel bedeutet. Das finde ich schön, da es mir genauso geht. Ich kann mich
noch (schemenhaft, haha) an meine Jugend bzw. die Pubertät erinnern, als mir
Bad Religion und ihre alten Platten (Suffer, No control, Against the grain) so
unglaublich viel bedeutet haben (und mir deshalb auch heute noch so viel
bedeuten), da ich mich mit den Texten identifizieren konnte und das irgendwie
mehr half, schwere Zeiten durchzustehen, als sich mit Freunden zu unterhalten.
Kennst Du das? Gab's bei Dir ähnliche Bands, die Dir ähnlich viel bedeuten?
Solche Bands gab es in meinem Leben immer, da müsste ich jetzt eine ziemlich lange Liste machen und würde später doch bereuen, dass ich eine ganz wichtige Band vergessen habe, deshalb nur ein Beispiel: „Fallow“ von den Weakerthans ist für mich eine der wichtigsten Platten überhaupt, weil ich mit ihr so schrecklich viel verbinde, weit mehr als nur einen Wandel in meinem Musikgeschmack von Punk und Hardcore zu poppiger und ruhiger Musik. Als die Platte rauskam war ich gerade ziemlich beschäftigt mit dem Erwachsenwerden, meine damalige Clique mit der ich bis dahin die schönste Zeit meines Lebens durchlebt hatte, brach gerade auseinander, das Abi war nicht mehr lange hin und ich verspürte diese große Ungewissheit, was die Zukunft anging und zum ersten mal stellte ich mir ernsthaft existentielle Fragen, was ich mit meinem Leben anfangen wolle und so weiter. Jedenfalls war ich unheimlich aufgewühlt und die Platte hat mir irgendwie geholfen, diese aufreibende Zeit zu überstehen. Gespräche mit Freunden aber übrigens auch, und was den Film angeht, das Sample ist aus dem absolut genialen Film „Absolute Giganten“.
Eine
deutsche Band, die mir sehr gut gefällt, ist Tomte. Gerade auch deren Texte
finde ich sehr schön, da in ihnen meiner Meinung nach so eine gewissen
Sehnsucht zum Ausdruck kommt. Gerade diese Sehnsucht nach irgend etwas oder
irgendwem scheint bei "unserer Generation" ja durchaus verbreitet zu
sein. Kannst Du Dir dieses "Phänomen" erklären? Verspürst Du auch
manchmal eine solche Sehnsucht (ich schon)? Wenn ich einen Text wie den zu
"Fensterbank" lese, dann könnte ich mir das durchaus vorstellen.
Die meisten Menschen unterteilen Emotionen in positive und negative Emotionen und bewerten die positiven als „gut“ und die negativen als „schlecht“, aber das ist ein Trugschluss, denn gerade die negativen Emotionen sind manchmal sehr wichtig, weil durch diese eine Motivation zur Veränderung initiiert wird. Sehnsucht ist immer eine Form von Unzufriedenheit die im besten Fall dazu führt, dass man sich aufrappelt, den steinigen Weg in Kauf nimmt und dem nachgeht, was man sich ersehnt. Es gibt aber manchmal so was wie ein unbestimmtes Gefühl von Sehnsucht. Viele Menschen wissen genau was sie NICHT wollen, aber sehr viel seltener was sie wollen. Das ist das Gefühl von Sehnsucht, das ich oft verspüre und nicht genau weiß, wie ich damit umzugehen habe. Dieses sich-nach-etwas-Sehnen, aber nicht genau wissen wonach. Dann versuche ich diese Sehnsucht in etwas positives, wie z.B. ein Lied zu verwandeln.
Wo
wir gerade bei deutschen Bands sind: Welche gefallen Dir denn momentan besonders
gut (falls es überhaupt welche gibt)? Es gibt ja momentan eine ziemlichen Hype
um deutsche bzw. deutschsprachige Bands, siehst Du das auch so und was hältst
Du davon?
Eine
deutsche Band die ich sehr gut finde, sind the Notwist. Was deutschsprachige
Bands angeht, da habe ich zu den meisten eine heterogene Meinung. Also vor ein
paar Jahren fand ich ...But Alive ganz großartig. Ansonsten gibt es viele Bands
oder Künstler von denen ich manche Sachen mag und andere nicht so: Tocotronic,
Bernd Begemann, Monochrome...Eigentlich höre ich verhältnismäßig wenig
deutschsprachige Musik, glaube ich. Ja, den Hype mag es geben, aber so was beschäftigt
mich eigentlich nicht sonderlich.
Wir
haben uns ja gerade über diese Sehnsucht unterhalten. Denkst Du, dass unsere
Generation heute eher als frühere Generationen ein "Problem" damit
hat, erwachsen zu werden? Man sieht das ja an diesen ganzen Sachen wie Die drei
??? Lesungen, die ganze Kinosäle füllen, und ich habe manchmal das Gefühl,
dass das gerade bei Leuten unseres Alters so erfolgreich ist, weil wir damit
aufgewachsen sind und uns diese unbeschwerte Kindheit zurücksehnen. Wie siehst
Du das?
Also
ich glaube, dass die Menschen, wenn sie sich an ihre Kindheit erinnern immer den
Fehler machen, dass sie die Welt der Kinder mit den Augen eines Erwachsenen
sehen. Ich finde meine Kindheit war alles andere als unbeschwert. Klar hat man
als Kind objektiv betrachtet weniger Verantwortung, Pflichten und Sorgen, aber
die Leute vergessen dabei, dass man gleichzeitig auch total irrationale Ängste
hat und dass andere Kinder unheimlich gemein und egoistisch sein können und man
erst mal lernen muss, wie man mit Dingen umzugehen hat. Ich hatte Angst vor
Monstern, Arztbesuchen, schlimmen Krankheiten und davor der zu sein, der auf dem
Schulhof alleine in der Ecke stehen muss oder von stärkeren Kindern verprügelt
wird. Ich bin froh, dass das alles vorbei ist. Klar hat man auf der anderen
Seite auch eine Freude und Leidenschaft für gewisse Dinge, die man als
Erwachsener vielleicht nur noch selten und vielleicht auch nie mehr so intensiv
verspürt, aber ich finde die negativen Aspekte werden bei solchen Diskussionen
immer unter den Tisch gekehrt. Kind sein ist alles andere als leicht. Jeder der
seine romantische Erinnerung an die Kindheit überwinden und durch eine
realistische ersetzen will, dem kann ich nur empfehlen mal „Kinderseele“ von
Hermann Hesse zu lesen. Da geht es auch um irrationale Ängste, die dem
schlechten Gewissen eines 11-jährigen Jungen entspringen. Ein sehr guter
Einblick in die Psyche eines Kindes, der bei vielen Lesern verdrängte
Erinnerungen wachrufen wird. Klingt gut, oder? Vielleicht sollte ich Rezensionen
für Bücher schreiben.
Lass
uns mal wieder zurück zu Deiner Musik gehen: Die Cover zu "Straßenlaternen
austreten" hast Du ja alle individuell gestaltet. Wie kamst Du auf diese
Idee? Wie viele Exemplare gab es von der Platte und ist sie noch erhältlich?
Wie ich drauf gekommen bin für jede CD ein anders Cover zu basteln, weiß ich gar nicht mehr. Wie auch immer, jedenfalls war ich irgendwann so genervt von der Bastelei, dass ich keine Lust mehr hatte noch welche zu machen. Es gibt 222 Stück und ich habe nur noch meine eigene.
Auch
die Aufmachung von "Scheiß auf Sex,..." ist wieder sehr aufwändig
ausgefallen. Cover, Layout und Aufmachung scheint Dir ja sehr wichtig zu sein,
oder? Es gibt ja einen Unterschied zwischen der (limitierten) Tour-Edition und
der normalen Version, welcher ist das genau? Und wie viele Exemplare gibt/gab es
von der Tour-Edition?
Ja, ich finde was extravagantes immer ziemlich schick, wobei die Idee für diese Verpackung von Pascal kam. Also eigentlich hätte die Pappbox bedruckt werden sollen, aber das war alles so kurzfristig vor der Tour, dass sie dann nicht rechtzeitig fertig gewesen wäre, also hatte Pascal die Idee 100 Stück zu besprühen und zu bekleben, damit wir auf den Konzerten auch was zu verkaufen haben. Inzwischen, weil die Verpackung in der Form offensichtlich vielen Leuten gefallen hat, haben wir beschlossen die anderen Verpackungen auch so zu machen. Allerdings - damit die auf 100 limitierte Touredition was besonderes bleibt – ist auf den restlichen Covers ein anderer Bär.
Als
ich Dich in Karlsruhe live gesehen habe, hattest Du ja Deine Gitarre dabei und
Deinen CD Player. Im Booklet von "Scheiß auf Sex,..." habe ich
gelesen, dass Du eine Liveband hast, bestehend aus Sebastian und Jan. Erzähl
Doch mal was über die zwei und wie und wann Du mit ihnen zusammen spielst.
Sebastian und Jan spielen in einer Band namens „Kleinlaut“. Wir sind schon seit Jahren befreundet und es ist halt so, dass ich nicht alle Lieder von meiner CD live alleine umsetzen kann (weil mir die nötige Anzahl an Gliedmaßen, um alle Instrumente gleichzeitig zu spielen, fehlt), also habe ich sie gefragt, ob sie mich nicht bei ein paar Liedern begleiten wollen. Sie wollten. Also haben wir geprobt, ein paar Shows zusammen gespielt und auf der Tour waren sie auch dabei. Jan spielt Gitarre und Sebastian Bass, Jans iPod macht Beats und springt im Gegensatz zu meinem CD-Player eher selten. In Karlsruhe habe ich auf Wunsch des Veranstalters hin alleine gespielt. Generell mache ich das halt so, dass ich Konzerte unabhängig davon abmache, ob sie können oder nicht. Wenn sie können, freue ich mich, weil es musikalisch dann etwas abwechslungsreicher ist und es außerdem Spaß macht zusammen abzuhängen. Wenn sie nicht können, oder die Umstände es nicht zulassen – wie z.B. bei den Wohnzimmerkonzerten - spiele ich halt alleine nur mit Akustikgitarre und bei manchen Liedern noch mit Beats aus der Dose.
Außer
Deiner Sologeschichte spielst Du ja soweit ich weiß auch noch bei Lights at
Amber, richtig? Erzähl doch auch darüber mal was. Da singst Du ja glaube ich
nicht, sondern spielst Schlagzeug? Wieviele Platten gibt's von Lights at Amber
und wann kommt da was neues?
Oh, das ist so ein wunder Punkt. Also ich habe die letzten 5 Jahre dort Schlagzeug gespielt. Wir hatten ein Demo-Tape, eine Split-CD auf Strange Fruit Records und im November 2003 haben wir unser erstes Album in Sant Feliu in Spanien bei Santi Garcia, wo auch z.B. Standstill oder A.M. Thawn aufgenommen haben, eingespielt. Die Platte hätte eigentlich auf Strange Fruit erscheinen sollen, ist sie aber bis heute nicht. Ich will jetzt nicht zu weit ausholen, jedenfalls haben wir gerade beschlossen uns aufzulösen und das Album zum Abschied in einer kleinen Auflage selbst rauszubringen.
Wie
kam es denn generell dazu, dass Du angefangen hast, Musik zu machen bzw. seit
wann spielst Du live? Gab es Lights at Amber zuerst oder Deine Solosachen? Wie
kamst Du dazu, auch solo unterwegs zu sein?
Also
zum ersten mal auf einer Bühne gestanden habe ich im Alter von 13 Jahren mit
einer Deutschpunkband namens „Chaos Ratten“ (Kult! - Stefan). Das war
1993 und ich habe mir ein Schlagzeug zu Weihnachten schenken lassen, damit ich
in dieser Band sein konnte. Wir wussten genau wogegen wir waren: Bullen, Faschos,
Spießer, Bonzen, den Staat...aber nicht so genau, wofür. Obwohl, ich glaube,
wir waren für Anarchie und für Saufen usw.
Lights at Amber gibt es seit 2000 und meinen ersten Solosong habe ich 2002 geschrieben. Meine erste Soloshow habe ich im Mai 2005 gespielt, da war meine erste CD schon ein halbes Jahr lang draußen. Angefangen hat das mit dem Soloding eigentlich, weil ich für meine andere Band namens „Van Norden“ (ja, das mit dem Namen ist etwas verwirrend) für die ich auch Songs schreibe, ein paar Ideen hatte, die die anderen Bandmitglieder nicht so toll fanden, ich aber für sehr gut halte. Also habe ich das alles beiseite gelegt und irgendwann angefangen aufzunehmen.
Was
hältst Du von Dashboard Confessional und wieso ist Chris Carraba so erfolgreich
in Deinen Augen?
Da
kann ich Dir nur eine tautologische Antwort geben: Weil es offensichtlich viele
Menschen gibt, die seine Musik mögen. Ich habe mich nie so wirklich mit ihm bzw.
der Band beschäftigt, hatte mal was älteres auf Tape, was ich ganz gerne
mochte, aber als ich da was von zweifelhaften christlichen Überzeugungen
mitgekriegt hab, habe ich mich nicht weiter mit der Band beschäftigt.
Bitte
gibt kurz und spontan Kommentare zu folgenden Punkten:
a. Sex oder Früchte?
Na ja, also da bin ich mal ehrlich und sage: Sex. Eine extra Begründung ist wohl überflüssig, oder? (Ja, denke ich auch - Stefan)
b. Musik oder Freundin?
Musik! Ohne Freundin bin ich immer ganz gut klar gekommen, aber wenn ich zwei Tage lang keine Gitarre in der Hand habe, drehe ich durch.
c. Straight Edge
Pfff,
soll doch jeder machen, wie er denkt.
d. Straßenlaternen austreten:
Vandalismus oder Spaß?
Spaß,
weil die nach 5 Minuten auch wieder angehen.
e.
"Stand by me" (der Film)?
Einer
der wenigen Filme, die ich schon als Kind gut fand, heute immer noch mag und ihn
mir auch dann und wann wieder ankucke.
f. Fanzine-Macher, die "nebenbei"
Rechtsanwalt sind (obacht, das betrifft auch mich, haha!)?
Dazu sage ich nichts ohne meinen Anwalt!
Ok,
das war's. Hoffentlich hat Dir das Interview gefallen und hast Du noch irgendwas
hinzuzufügen?
Ja, also ich spiele gerne, immer wenn ich Zeit habe, egal ob in Clubs oder in Wohnzimmern. Angebote sind stets willkommen. Ansonsten kauft meine CD und zwingt eure Freunde dazu, das selbe zu tun, auch wenn sie gar nicht wollen. Ich brauche das Geld, ich werde später nämlich mal Alkoholiker, das hat mir ein Patient der Psychiatrie in der ich ein Praktikum gemacht habe glaubhaft prophezeit. Dann noch Danke an Dich für das Interview und ich hoffe wir sehen uns auf meiner Wohnzimmershow in Frankfurt. Bye.
(Stefan)